Giovanna Quadreri, Kampfname Libertà, Partisanin der Resistenza, ist am 27. Januar 2022 von uns gegangen.

Geboren am 14. Juli 1928, aufgewachsen in sehr armen Verhältnissen in Marola di Carpineti in den Bergen des Apennin, schloss sich Giovanna als Jugendliche im Alter von 15 Jahren den Partisan_innen der katholischen Fiamme Verdi an. Gemeinsam mit dem Priester Don Carlo und mit Unterstützung der Bevölkerung in den Bergen versteckte sie junge Männer, die aus der faschistischen Armee desertiert waren oder sich den Einberufungsbefehlen widersetzt hatten und sich den Partisan_innen anschließen wollten.

Als Stafette stellte sie die Verbindung zwischen dem Nationalen Befreiungskomitee (CLN) in Reggio Emilia und einer Gruppe englischer Offiziere in den Bergen her. Dafür lief sie – stets allein und abseits der Straßen – Kilometer um Kilometer, nicht selten sechzig am Tag, um Nachrichten zwischen dem CLN in der Stadt, den Partisaneneinheiten und den alliierten Verbindungsoffizieren zu übermitteln.

Zu Beginn des Jahres 1945 wechselte Giovanna in die Spezialeinheit »Gufo Nero«, die zum »Battaglione Alleato« gehörte, einem Bataillon bestehend aus britischen Soldaten, italienischen Partisan_innen und ehemaligen sowjetischen Kriegsgefangenen. Im Rahmen der Operation Tombola beteiligte sie sich an einem Angriff auf den deutschen Stützpunkt in Albinea. Begleitet wurde die Aktion vom Dudelsackspiel eines schottischen Soldaten – der Angriff sollte nach einer britischen Aktion aussehen, um die Bevölkerung Albineas vor Vergeltungsmaßnahmen der Nazis zu schützen. Kurze Zeit später gelang es Giovannas Einheit, eine Brücke auf der wichtigen Zugstrecke vom Brenner an die Front zu sprengen, bei der die Partisan_innen mehrere Waggons voll mit Munition unschädlich machen konnten.

Auch am 24. April 1945, dem Tag der Befreiung, war sie als Vorhut für ihre Einheit unterwegs. Während die anderen zu Mittag aßen, war sie schon wieder unterwegs, um sicherzustellen, dass ihnen keine Deutschen und italienischen Faschisten auflauerten. Auf dem Erinnerungsfoto, das ihre Einheit an diesem Tag machte, fehlt Giovanna deshalb.

Unmittelbar nach der Befreiung kehrte Giovanna mit ihrer Schwester Laura, die unter dem Namen Foresta ebenfalls als Partisanin gekämpft hatte, nach Marola zurück, um ihren Teil zum Lebensunterhalt ihrer Familie beizutragen. Bereits wenige Tage nach der Befreiung arbeitete sie zusammen mit Laura auf den Reisfeldern im Piemont, die Füße knöcheltief im Wasser.

Als Zeitzeugin berichtete sie unzähligen Menschen von ihrer Zeit als Partisanin. Mit Istoreco traf sie auch viele deutsche Gruppen, von denen viele in die Region kommen, um mehr über die Geschichte der Resistenza und die deutsche Besatzung Italiens zu erfahren. Giovanna freute sich stets, gerade auch junge deutsche Antifaschist_innen zu treffen, welche sie ermahnte, sich für den Frieden einzusetzen. Ihren Beitrag zur Resistenza verglich sie, bescheiden wie sie war, mit einer Art Pflicht, die erledigt werden musste – wie Hausarbeit. »Wir haben getan, was getan werden musste«.

Giovanna starb, begleitet von ihren Angehörigen, Freund_innen und Weggefährten im Alter von 93 Jahren in ihrem Haus in Reggio Emilia. Auf ihrer Trauerfeier wurde ein Dudelsack gespielt – wie vor knapp 77 Jahren beim Angriff auf den deutschen Stützpunkt in Albinea.

Ciao, Giovanna. Danke für alles. Wir werden die Erinnerung an Dich wachhalten – und wir kämpfen weiter gegen den Faschismus. Für Frieden, Freiheit und Solidarität.

DIE FOTOS

 Fotoarchiv Istoreco Reggio Emilia